Dienstag, 7. Dezember 2010

When In America, do as the Americans do

Quelle: Wikimedia Commons
Nu ja, das hab' ich lange genug gemacht. Aber ich war der Toyotas, Mazdas und Scions leid und habe mir für's Wochenende statt dessen einen Lincoln ausgeliehen. Modell "Enormous" oder so. Nein, tatsächlich nennt Ford das mit feiner Ironie "Town Car".

Hatte mir beim Verleih wie üblich das kleinste Modell reserviert, aber bei einem Aufpreis von 22 Dollar für zwei Tage habe ich dann statt des mickrigen DaewooChevrolet Aero dann doch lieber das rollende Ledersofa genommen. Anyway ...

Das Teil hat einen V8, die Ausmaße einer Kathedrale und ist so geräumig, daß man beim In-die-Hände-klatschen ein Echo hört. Allerdings sind die Sitze wesentlich bequemer als in der Kirche: unsagbar weich gepolstertes Leder, elektisch verstellbar mit Memory-Funktion, allerdings ohne jeglichen Seitenhalt. Das macht aber nix, denn zackig durch die Kurve will man mit dem Towncar sowieso nicht, dabei würde man bei der weichen Federung nämlich seekrank -- wenn man nicht sowieso im Graben endete, denn die Lenkung ist extrem unpräzise und schwammig. Man weiß nie, wo das Auto jetzt genau hinwill und muß unablässig korrigieren. Hinter dem Wurzelholzlenkrad sitzend kommt man deshalb erst gar nicht auf die Idee, sportlich fahren zu wollen. Dazu ist Fords Erfolgsmodell auch nicht gedacht und wenn man dem bestimmungsgemäßen Gebrauch folgend gemütlich einherrollt, dann macht das für ein Wochenende auch mal richtig Spaß ...

... bis man tanken muß. Auf der Fahrt nach Sacramento mit dem größten Teil Freeway und einfachem Mitschwimmen im Verkehr brauchte ich 21,3 Miles-to-the-gallon, oder umgerechnet 11 Liter-pro-hundert. Also fast soviel wie mein Smart am Begrenzer :) 

BTW: Laut Wikipedia ist das Lincoln Town Car in den USA die beliebteste Chauffeurslimousine. Mit Rücksitzen ohne Kopfstützen? Ach ja, und wieso ein Auto mit 44000 Dollar Einstiegspreis ohne Navi daherkommt, ist mir auch unklar.

Mittwoch, 24. November 2010

The hunt for a new wallet

Nach lediglich zehn Jahren neigte mein Portemonnee Geldbeutel immer öfter zu Spontanentleerungen. So konnt' es nimmer weitergehen. Also auf ins Kaufhaus die Mall. In San Francisco auf der Market Street gibt es jede Menge davon, und auch jede Menge Geldbörsen aller namhafter Marken.

Seltsamerweise aber fand ich kein einziges Exemplar mit Kleingeldfach. Und das kommt ganz einfach daher, daß der US-Bürger Cents und Dimes nicht mit sich rumträgt, sondern in einer leeren Blumenvase sammelt und wenn ein Kilo zusammengekommen ist, wird das Ganze zum Supermarkt geschafft, wo passende Automaten stehen, die das Ganze in Supermarkt-Gutscheine, Banknoten oder Amazon-Gutscheine umwandeln.
Wie auch immer, ich mußte eine Weile suchen, bis ich endlich eins mit Münzenabteil fand und ward sogleich als Europäer enttarnt. Wie mir der Verkäufer versicherte, werden solcherart Geldbörsen fast ausschließlich von Altweltlern nachgefragt. Und weil ich einfach nicht mehr warten konnte, bis ich zurück in Deutschland bin, habe ich jetzt das teuerste Portemonee das ich je hatte: Einen ganzen Hunderter mußte ich hinlegen ...

Dienstag, 23. November 2010

Die hiesige Automobil-Fauna daselbst und ihre Beobachtung

Des gemeinen Teutonen Klischees über die Zusammensetzung der amerikanischen Auto-Population kann man getrost in die Tonne treten: es ist alles ganz anders.

Vorab: ich rede hier über das Silicon Valley von San Jose bis San Francisco. Woanders mag es auch anders aussehen.

Tatsache aber ist, daß mitsamt der Prius-Plage gefühlt 50% japanische Autos herumfahren. Die deutschen Premium-Marken einschließlich Mini sieht man auch recht häufig. Was an den "Beemern" auffällt: Siebener und Sechser seehr selten, fünfer wenige. Die meisten sind Dreier. Soweit nicht ungewöhnlich. Aber man sieht keine 318er, 320er oder so. Angesagt sind 328 und 335, kleinere Motoren werden erst gar nicht angeboten.

Smarts fahren nur wenige herum und mit maximal 71PS. Den 84PS-Turbo oder 114PS-Brabus kriegt man hierzulande nicht. Entweder wegen Abgas-Werten oder wegen Benzinqualität -- keine Ahnung.

Was man hingegen überhaupt nicht sieht, sind französische und italienische Autos -- vom allfälligen Ferrari abgesehen. Die Abwesenheit von Renault und Citröen ist weiß Gott kein Verlust, aber ein hübscher Alfa oder ein Fiat 500als Lifestyle-Statement?
Immerhin werden jetzt laut Presse die ersten 500er an 130 US-Händler ausgeliefert.

Die automobilen Monstrositäten Namens Escalade, Yukon, Q7 oder Denali sieht man dagegen ziemlich oft. Den ur-amerikanischen Pickup natürlich auch. Genauso wie die unverschämt sexy aussehenden Mustangs.

Montag, 22. November 2010

Meine Bank will mich am Geldausgeben hindern

Und hat mir schon zweimal die Karte gesperrt -- jeweils mit der Vermutung, die Zahlung sei "fraudulent". Ist ja an sich eine nette Sache, daß es inzwischen automatische Warnungen gibt, aber nervig ist das doch, wenn man sich bloß mal so zwischendurch ein iPad kaufen will und kann nicht zahlen. Gottseidank hab' ich die Nummer des Kartenservices im Telefon und dort angerufen, funktioniert die Karte nach einer Minute auch wieder. Allerdings mußte ich bislang schon zweimal anrufen ...

Also Mädels: vor dem Kofferpacken die Nummer des Kartenservice ins Handy eintragen. Ihr werdet sie brauchen ...

Montag, 15. November 2010

Der Toyota Prius als Automobil und überhaupt

Wollmer ersma feststellen: der Prius ist in Kalifornien weniger ein Auto als ein Fashion Statement. Behaupten doch nicht wenige Prominente (z.B. Cameron Diaz), einen Prius zu besitzen. Den kutschiert wahrscheinlich die illegale mexikanische Putze, denn ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Promi mit ‘nem Arsch voll Geld tatsächlich regelmäßig mit sowas rumfährt.

OK, ihr merkt es schon, ich kann den Prius nicht leiden. Nicht wegen des Hybrid-Konzepts, tatsächlich bin ich der Meinung, daß das Zurückgewinnen von verbremster Energie eine gute Sache ist. Nein, ich mag ihn nicht aus zwei Gründen. Für den ersten kann er nix, das ist einfach die “Hypocrisy”, der Grüne-Mitläufer-Hype.

Aber es gibt auch sachliche Gründe für's Nichtmögen. Habe mir aus Neugier einen Prius bei Zipcar ausgeliehen und da fängt's schon beim Reinsetzen an: die Sitze sind für Zwerge gemacht, die Rückenlehne hört gefühlt knapp überm Hintern auf. Das Fahren selber ist dann erstmal unspektakulär. Bis man die Sonne plötzlich mal von vorne hat: dann sieht man nix mehr, weil sich das Armaturenbrett aus Billig-Plastik in der Frontscheibe spiegelt. Sowas ist mir bisher nur in absoluten Billigkisten passiert. Und nein, die Frontscheibe war nicht dreckig. Hier die fotografische Dokumentation des Desasters:






Wenn man so im Wald umherfährt und plötzlich die Sonne durch 'ne Lichtung reinstrahlt, sieht man von der Straße GAR NIX mehr. Im Gegensatz zum Foto ist das real wesentlich stärker zu sehen.

Auf den kleinen Straßen übers Küstengebirge muß ich den Power-Modus einschalten, damit sich überhaupt was tut. Im ECO-Modus wehrt sich das Auto sehr deutlich mit Händen und Füßen gegen jegliche Beschleunigung. Das Gaspedal reagiert erst, wenn es fast am Boden ist. Das ist einfach nur unangenehm. Und ich rede hier nicht vom sportlichen Fahren, sondern einfach vom normalen (nichtmal "zügigen") Vorwärtskommenwollen. 


Natürlich geht der Power-Modus aus, wenn man die Zündung ausschaltet (um ein griffiges Bild zu verwenden, Zündschlüssel gibt's im Prius nicht), der Eco-Modus dagegen nicht. Egal, Auffahrt auf den Freeway: jetzt mäßig auf 65 Meilen beschleunigen und die Kiste wird richtig laut. OK, sobald die 65 erreicht sind, wirds wieder leiser, bis eine Steigung kommt ...

Immerhin muß ich dann die Vielzahl zwar leiser, aber stetig in verschiedenen Tonhöhen sirrenden Geräusche nicht mehr ertragen. Das ist wohl ein Seiteneffekt des ganzen Elektrokrams. Vielleicht ist das auch nicht bei jedem Prius der Fall. Ich habe allerdings keine Lust mehr, nochmal einen zu fahren ...

Montag, 8. November 2010

Der kalifornische Autofahrer als solcher

ist von einer für den deutschen Motoristen fast unfaßbaren Höflichkeit erfüllt. Das zeigte sich schon an meinem ersten Tag in Palo Alto, als ich an der Straßenecke stand und mich etwas umsah. Wenige Sekunden später hatte ich bereits drei Autos aufgehalten, weil ich so aussah, als würde ich über die Straße gehen wollen.

Ein paar Tage später habe ich das im heroischen Selbstversuch auf El Camino Real ausprobiert, der sechsspurigen Hauptstraße, die von San Francisco bis San Jose durch's Silicon Valley führt: An einer Kreuzung war keine Ampel und ich bin einfach losgelaufen, in den eher spärlichen abendlichen Verkehr hinein. Und auch wenn ich erst auf der rechten Spur war, hielten die auf der linken schonmal an -- rein vorsichtshalber :)

In Deutschland wäre sowas ein Himmelfahrtskommando. In New York übrigens auch. Das scheint eine kalifornische Spezialität zu sein. Finde ich aber gar nicht so schlecht - als Fußgänger ...

Mit der teutonischen Autofahrermentalität wären allerdings die nervigen Stopstraßen überhaupt nicht realisierbar: hier gibt es das recht-vor-links an gleichrangigen Straßen nicht. Entweder es gibt eine Ampel, oder die Nebenstraße hat ein Stopschild. Die Hauptstraße hat dann aber kein Hauptstraßenschild, das wäre zu einfach (es soll "Hauptstraße"-Schilder geben, ich habe allerdings noch keins gesehen). Da hilft nur, genau hinzuschauen.

An vielen Kreuzungen von Nebenstraßen haben alle vier ankommenden Straßen ein Stopschild und wer zuerst fährt, wird ad hoc ausgemacht. Seltsamerweise funktioniert das auch. Ist nur elend nervig, alle hundert Meter komplett anhalten zu müssen, auch wenn man sehen kann, daß nix kommt. Rechts-vor-links ist eindeutig besser.

Auf Überlandstraßen, die in jeder Richtung nur eine Spur haben, wird so gut wie niemals überholt. Oft ist es eh verboten, was die doppelte gelbe Mittellinie anzeigt.

Auf den Freeways (dt: Autobahn) dagegen wird links und rechts überholt, was bei den nur mäßigen Geschwindigkeiten auch kein Problem darstellt. Was allerdings auffällt -- wenigstens auf den Freeways der Bay Area (andere hab' ich noch nicht gesehen) -- sind die eher schmalen Fahrspuren. Mit nem fetten Pickup ist links und rechts nur ca. ein halber Meter platz.

Ebenfalls ungewohnt sind die angezeigten Höchstgeschwindigkeiten. Das bekannte Schild hat schwarze Schrift auf weißem Grund und fällt somit weniger auf als das (obendrein gewohnte) rot umrandete aus Europa. Aber das ist eher Gewöhnungsache und die eigene Mustererkennung stellt sich schnell um.

Man fährt ja eh nicht so heftig, was bei der schnarchigen Wandlerautomatik der in USA verkauften Autos auch keinen Spaß macht. Das ist auch das einzig Gute dran: man kommt erst gar nicht auf die Idee, sportlich zu fahren ...